Unglaubliche Märchen dominieren in der westlichen Öffentlichkeit über den brutalen Krieg in Syrien, der seit 2011 wütet; bisher hat er mehr als eine halbe Million Todesopfer gefordert und 12 Millionen Menschen in die Flucht getrieben. Zu diesen Märchen gehört der linke Irrsinn, dieser Krieg sei von den USA als Ölpolitik angezettelt worden. Trotz aller Divergenzen sind sich die USA, EU, Russland und die europäischen Linken jedoch im Konzert darüber einig, dass der alleinige Verursacher und das Übel der IS sei. Kein Zweifel, die IS-Djihadisten sind barbarische Killer und sie müssen neutralisiert werden. Dennoch sind sie nicht die Verursacher des Krieges, der in Europa – so argumentiert Tibi – nicht verstanden wird. In der Heimat von Bassam Tibi ist die totalitäre Herrschaft der alawitisch-schiitischen Minderheit um den Assad-Clan seit 1970 die Hauptursache des Übels. Im Artikel wird gezeigt, dass diese Herrschaft die Ursache des Krieges sei, der aus einem religionisierten Konflikt um die Verteilung der Ressourcen des Landes hervorgegangen ist. In Syrien sind der Staatszerfall, die diffusen Machtverhältnisse sowie die Religionisierung der Verteilungskämpfe unter anderem die lokalen Ursachen des Krieges. Dieser wird durch die Intervention externer Akteure verkompliziert; diese sind regional die schiitischen Staaten Irak und Iran sowie die sunnitischen Staaten Saudi-Arabien, Türkei und Katar. Die internationalen Akteure sind Russland und die USA, sowie die EU. Bassam Tibi argumentiert in dem Artikel, dass der Konflikt dermaßen komplexe Formen angenommen hat, die ihn zu einem „protracted conflict“ machen, d.h. zu einem Konflikt, der als unlösbar diagnostiziert wird.

Der Volltext des in der Basler Zeitung vom 3. Oktober 2016 erschienenen Artikels kann hier – mit freundlicher Genehmigung der Redaktion – abgerufen werden.