Der in der Basler Zeitung am 20.02.2017 erschienene Artikel von Bassam Tibi (Download unten) basiert auf der Idee, dass Europa eine auf der kulturellen Moderne basierende zivilisatorische Identität hat. Aus dieser Perspektive wird im Zeitalter der „Völkerwanderungen“ der Sachverhalt „European identity contested“ festgestellt und folgendes festgehalten, nämlich, dass die anstehende „contestation“ sowohl von links (die grünen Multikulti-Kulturrelativisten) als auch von rechts (totalitäre Islamisten) kommt. Im Artikel wird Europa im Sinne des Vermächtnisses von Max Horkheimer gegen beide angeführten politischen Kräfte, die als Feinde Europas identifiziert werden, in Schutz genommen. Linksgrüne und zugwanderte Islamisten üben, so lautet die These des Artikels, einen „Anschlag auf die europäische Identität“ in folgenden fünf Bereichen aus:

  1. Der Mensch wird nicht mehr als Individuum, sondern in ein Kollektiv eingeordnet, d.h. als ein Glied einer religiös-ethnischen Minderheit neu begriffen.
  2. Der Anschlag auf die Denkfreiheit durch die politische Zensur der Political Correctness. Totalitarismus beginnt mit der Kontrolle der Sprache.
  3. Die europäische Errungenschaft der Laizität wird im Namen der Religionsfreiheit rückgängig gemacht.
  4. Der humanistische Universalismus wird durch einen postmodernen Kulturrelativismus als Nihilismus ersetzt und Foucault nimmt den Platz von Kant ein.
  5. Die Grenzen der Toleranz werden in Bezug auf den islamischen Absolutismus aufgehoben.

Der Artikel schließt mit einer Kritik an der postfaktischen linksgrünen Denkweise, die einen Anschlag auf die europäischen, auch von Altlinken vertretenen Ideale des Humanismus, Individualismus und Rationalismus darstellt.