Bei dem in der Wirtschaftswoche online am 10.09.2016 erschienenen Artikel handelt es sich um eine umfassende Analyse der Entstehung, Entwicklung und möglicher Zukunftsperspektiven des Syrien-Krieges. Bassam Tibi vertritt die Einschätzung, dass dieser Krieg aus einem „protracted conflict“ hervorgegangen ist, der auf absehbare Zeit nicht lösbar ist. Eine militärische Lösung sei deshalb nicht möglich, weil keine der Kriegsparteien dazu in der Lage ist, über die anderen zu siegen. Auch eine friedliche Lösung sei deshalb nicht möglich, weil es keine klaren Verhandlungsfronten gibt, die eine „negotiated solution“ anstreben können. Hinzu kommt die erschwerende Tatsache, dass die Allianzen fast wöchentlich wechseln und eine militärische Machtdiffusion das Kriegsfeld prägt.

Bassam Tibi argumentiert vehement gegen eine Lösung mit Assad. Das Problem sei nicht dieser Diktator, sondern die brutale Herrschaft einer alawitischen Minderheit von 10 % über die sunnitische Mehrheit der Bevölkerung. Gegen westliche Politiker argumentiert Bassam Tibi, dass der IS nicht die Konfliktursache, sondern ein Nebenprodukt des Konfliktes sei. Die wahre Konfliktursache sei die alawitisch-schiitische Minderheitsherrschaft, die auf dem alawitischen Monopol in Staat, Armee, Luftwaffe und Geheimdiensten basiert.