Inzwischen hat sich die Balkanroute der Flüchtlinge einigermaßen beruhigt, obwohl von dort weiterhin Tausende (aber nicht mehr Hunderttausende) kommen. Dagegen hat sich die Zahl der Schwarzafrikaner, die über die andere Route, d.h. über Libyen nach Europa kommen, vermehrfacht. Die offiziell frisierte Zahl beträgt ca. 1/3 Million, die faktische Zahl ist aber weit höher. Was tut Europa gegen diese von Kriminellen kontrollierte Mittelmeerroute? Das ist das Thema des vorliegenden Artikels von B. Tibi, in dem zuerst der Tatbestand festgehalten wird und dann zwei Szenarien entworfen werden, nämlich erstens, ob man die Fluchtursachen in Libyen durch die staatliche Stabilisierung des Landes in den Griff bekommen kann, und zweitens, wie Europa den Schutz seiner Grenzen gewährleisten kann; jedenfalls nicht mit FRONTEX-Schiffen, die als „Taxi-Unternehmen“ für Armutsflüchtlinge fungieren.

Der Artikel beginnt mit dem Tatbestand und enthält dann folgende Ergebnisse: Libyen ist ein nomineller Staat und dort gibt es keine staatlich funktionierende Ordnung mehr. Ca. 125 sowohl tribale als auch islamistische schwer bewaffnete Milizen stehen im Widerspruch zu jeder staatlichen Autorität. Diese lassen sich von außen nicht entwaffnen, d.h. USA und EU können den intern bedingten Staatszerfall nicht beseitigen.

Die EU erweist sich als total unfähig, ihre Grenzen zu schützen. Statt dies zu leisten, so wird im Artikel gezeigt, betreibt die Operation SOFIA mit FRONTEX-Schiffen nicht nur Seerettung im Mittelmeer, sondern dient dem Transport der Geretteten nach Europa. Ein libyscher Offizier sagte dem SPIEGEL verächtlich, die EU-FRONTEX-Schiffe seien ein „kostenloses Taxi-Unternehmen“, das den Schmugglern Beihilfe zu ihrer Arbeit leistet. Der Artikel schließt mit der Feststellung, dass Europa keine Policy zum Umgang mit dieser illegalen Migration von Armutsflüchtlingen zu bieten hat und sich der Ökonomie der organisierten Kriminalität der Islamisten und afrikanischen Kriminellen beugt, in deren Rahmen das Schmuggelgeschäft mit den Flüchtlingen lukrativ betrieben wird.